Reisebericht Bogotá 12.04.2025

Dr. med. Jula Gierse
Abb. 1: Blick von der Uferpromenade über den Luganersee - Bildquelle: AO Trauma Deutschland
Abb. 1: Ausblick Nationalpark Bogotá • Bildquelle: Dr. Jula Gierse

Dank des großzügigen Reisestipendiums der AO Trauma Deutschland hatte ich im März 2025 die einmalige Gelegenheit, für vier Wochen die Trauma Abteilung der Fundación Santa Fe de Bogotá in Kolumbien zu besuchen. Die Fundación Santa Fe ist eines der führenden medizinischen Zentren des Landes und bekannt für ihre exzellente Patientenversorgung, Lehre und Forschung (Abb. 1).

Bereits bei meiner Ankunft in Bogotá wurde ich von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unglaublich herzlich empfangen (Abb. 2).

Die kolumbianische Gastfreundschaft war überwältigend, und das gesamte Team hatte sich das Ziel gesetzt, mich sowohl fachlich als auch kulturell bestmöglich auszubilden (Abb. 2).

 

Je nachdem, ob ein Sprechstunden- oder OP-Tag anstand, variierte mein Tagesablauf. Während die Sprechstundentage relativ planbar waren und in der Regel von etwa 8:00 bis 17:00 Uhr dauerten, konnte es an OP-Tagen auch vorkommen, dass ich länger in der Klinik blieb – manchmal begann mein Tag jedoch auch erst am Mittag. Jeden Mittwochmorgen startete der Tag bereits um 7:00 Uhr mit einer großen interdisziplinären Falldiskussion, bei der meist zwei bis drei Fälle ausführlich über jeweils 45 bis 60 Minuten hinweg besprochen wurden. Das dabei vermittelte Wissen und das hohe Lernpotenzial dieser Besprechungen haben mich tief beeindruckt.

Besonders hervorzuheben ist der hohe Stellenwert, den Fort- und Weiterbildung an der Fundación Santa Fe einnehmen. Mehrmals wöchentlich fanden Lehrveranstaltungen, interdisziplinäre Fallkonferenzen sowie wissenschaftliche Präsentationen statt. Ich wurde aktiv in diese Diskussionen einbezogen und hatte die Möglichkeit, sowohl eigene Einschätzungen als auch Erfahrungen aus Deutschland einzubringen. Das Team zeigte dabei großes Interesse an den Unterschieden zwischen den Gesundheitssystemen.

Während meines Aufenthalts konnte ich eine Vielzahl traumatologischer Eingriffe begleiten, darunter die Versorgung von Verkehrsunfällen, Sportverletzungen, alterstraumatologischen Frakturen, sowie komplexen Becken- und Acetabulumfrakturen. In der präoperativen Planung wurde großen Wert auf die Prinzipien der AO-Trauma gelegt, wobei die jeweiligen Weichteilverhältnisse und konservativen Therapiemöglichkeiten stets mitbedacht wurden. Insbesondere diskutierten wir gemeinsam intensiv die Vorbereitung und Lagerung der Patienten, unteranderem mit dem Ziel der Optimierung der intraoperativen Bildgebung. 

Besonders hervorheben möchte ich die außerordentliche Offenheit und Hilfsbereitschaft des Teams. Die Ärzte und das gesamte Krankenhauspersonal nahmen sich nicht nur die Zeit, mich intensiv auszubilden, sondern auch, um mir die kolumbianische Kultur näherzubringen. Ich wurde zu gemeinsamen Abendessen, Stadtbesichtigungen und Wochenendausflügen eingeladen – darunter eine Wanderung in die Anden und kulinarische Erlebnisse mit traditionellen kolumbianischen Gerichten. Diese Momente haben meinen Aufenthalt unvergesslich gemacht und mir ermöglicht, Bogotá und seine Menschen aus einer einzigartigen Perspektive kennenzulernen.

Zusammenfassend war meine Fellowship in der Fundación Santa Fe de Bogotá sowohl fachlich als auch persönlich eine äußerst bereichernde Erfahrung. Ich konnte nicht nur wertvolle Einblicke in ein neues Gesundheitssystem gewinnen, sondern auch neue Freundschaften schließen. Ein Gegenbesuch kolumbianischer Kolleginnen und Kollegen in Deutschland sowie mögliche gemeinsame Forschungsprojekte sind bereits in Planung.

Für diese wunderbare Möglichkeit möchte ich mich herzlich bei der AO Trauma Deutschland sowie bei meinen Gastgebern in Bogotá bedanken. Hierbei möchte ich meinen herzlichsten Dank an Dr. Rodrigo Pesantez, Dr. Julián Salavarrieta und Dr. Carlos Mario Olarte aussperchen.

 

Dr. med. Jula Gierse