Bericht AO Trauma Deutschland Seminar Süd 2024 in Tübingen – „Da stehen wir drauf! – Verletzungen der unteren Extremität“
5. Juli 2024 in Tübingen
Abb. 1) Die Wissenschaftliche Leitung des AO Trauma Deutschland Süd Seminars. Von links nach rechts: Prof. Florian Gebhard (Ulm), Prof. Hagen Schmal (Freiburg), Prof. Tina Histing (Tübingen) und Prof. Christof Müller (Karlsruhe).
Am 5. Juli 2024 war das AO Trauma Seminar Süd in Tübingen an der BG Unfallklinik zu Gast. Unter der Wissenschaftlichen Leitung von Prof. Tina Histing, Prof. Hagen Schmal, Prof. Florian Gebhard und Prof. Christof Müller (Abb. 1) war das diesjährige Seminar ganz den Verletzungen der unteren Extremität gewidmet („Da stehen wir drauf!“) und somit ein Ort des intensiven Erfahrungsaustauschs über neue Behandlungsmethoden und bewährte Verfahren zugleich.
Nach der herzlichen Begrüßung von Prof. Dr. Tina Histing moderierte Sie die erste Sitzung an. Los ging es „ganz proximal“ am Beckenring. In die Sitzung stimmte PD Dr. Steven Herath mit dem Titel „Beckenchirurgie – Wo kommen wir her, wo geht es hin“ ein. Wo es hin geht und was davon schon jetzt möglich ist, wurde im Anschluss auch von PD Dr. Konrad Schütze aus Ulm hinsichtlich KI und deren Anwendung weiter vertieft. Abgerundet wurde die Session dann von einem Vortrag zu den besonderen Herausforderungen bei älteren Patienten durch Dr. Benjamin Erdle, bevor Prof. Ludwig Oberkircher die Rückkehr zum „Gehen und Stehen“ mit der notwendigen Nachbehandlung abschloss.
Nach einer kleinen Kaffeepause moderierte Prof. Dr. Florian Gebhard das zweite Modul, welches ganz den distalen Femurfrakturen gewidmet war. PD Dr. Konrad Schütze und Dr. Joachim Schwabe grenzten in Ihren beiden Vorträgen die differentialtherapeutische Indikationsstellung zwischen der einzelnen lateralen Plattenosteosynthese („Eine Platte reicht mir“) und der Implantatkombination Nagel/Platte//Doppelplatte („Doppelt hält besser“) ab. Im Anschluss wurde diese bereits rege Diskussion von Prof. Markus Schultheiß um einen Vortrag zur Indikation zum distalen Femurersatz weiter ergänzt, bevor Prof. Benedikt Braun mit einem Vortrag zu den neuesten Erkenntnissen aus der Wearable gestützten Nachbehandlung, der individuellen Simulation und den ersten Erfahrungen mit dem AO Fracture Monitor (https://www.aofoundation.org/who-we-are/about-ao/news/2023/fracture-monitor) die Sitzung abschloss und einen Ausblick in eine spannende und nicht zu ferne Zukunft gab.
Nach der Mittagspause bei hausgemachter schwäbischer Kost wurde es dann wieder ernst. Es folgten die spannenden Fallpräsentationen aus den jeweiligen Kliniken der Organisatoren. Unter der Moderation von Prof. Dr. Hagen Schmal stellten vier junge Ärzte knifflige Fälle vor. Dr. Christof Audretsch aus Tübingen, Fabian Kreß aus Ulm, Dr. Markus Siegel aus Freiburg und Dr. Franziska Dietrich aus Karlsruhe präsentierten spannende Fälle, praxisnahe Lösungen und innovative Ideen. Der Preis für die beste Fallpräsentation wurde durch eine offene Wahl des Auditoriums vergeben. Dr. Franziska Dietrich aus Karlsruhe wurde für ihren herausragenden Beitrag zur Behandlung eines großen Defektes am Femur ausgezeichnet (Abb. 2).
Last but not least ging es dann weg vom Knochen und hin zur Achillessehne. Prof. Dr. Christof Müller führte durch die spannende Sitzung. Dr. Micha Hoyer begann mit einem Überblick über die allgemeinen Prinzipien der Achillessehnenpathologie und -diagnose, gefolgt von Dr. Jan Kühle, der die konservative vs. operative Behandlung von Achillessehnenrupturen mit den bewährten Verfahren besprach. Vor- und Nachteile wurden mit dem Auditorium rege diskutiert. Im Anschluss gab dann Dr. Alexander Eickhoff eine umfassende Übersicht insbesondere zur notwendigen Nachbehandlung, die ganz wesentlich das Behandlungsergebnis beeinflussen kann, bevor Dr. Tobias Hoffmann zur Behandlung postoperativer Infektionen und den Achillessehnen-Ersatzverfahren einen Lichtblick, für alle diejenigen Fälle gab, die es eigentlich zu vermeiden gilt.
In der Zusammenfassung und Verabschiedung durch Prof. Dr. Tina Histing wurde die Bedeutung des Seminars für die Weiterbildung, Fortbildung und den fachlichen Austausch unterstrichen. Die Teilnehmer waren sich einig, dass das Seminar nicht nur aufgrund der hochwertigen Vorträge, sondern auch wegen der Möglichkeit zur Vernetzung und Diskussion ein voller Erfolg war (Abb. 3).
Auch das AO Trauma Seminar Süd 2024 in Tübingen hat wieder eindrücklich verdeutlicht, dass der interkollegiale Austausch von höchster Bedeutung ist. Themen, Vorträge und Fallbeispiele des Seminars gaben wertvolle Impulse und Einblicke für die praktische Tätigkeit, wie auch die weitere Forschung, die man so nur im direkten Austausch bekommt. Lediglich das Ergebnis des anschließenden Deutschlandspiels bei der Fußball-EM war ein kleiner Makel eines ansonsten rundum gelungenen Seminartages.